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Edge Transport Server
Die Edge-Transport-Rolle ist eine der am wenigsten beachteten, zugleich strategisch wertvollsten Komponenten in Exchange-Umgebungen. Viele Organisationen setzen sie gar nicht ein oder vernachlässigen ihre Pflege, häufig aus Unkenntnis über ihre Vorteile, insbesondere im gesicherten Nachrichtenfluss und im Hybridbetrieb.
Dieser Artikel erklärt, warum die Rolle häufig als „Stiefkind“ gilt, welchen Mehrwert sie tatsächlich bietet und welche technischen Grundlagen für eine erfolgreiche Implementierung notwendig sind.
Was ist die Edge-Transport-Rolle?
Die Edge-Transport-Rolle ist ein dedizierter Exchange-Serverdienst, der ausschließlich im Perimeternetzwerk (DMZ) betrieben wird.
Sie hat dabei zwei primäre Aufgaben:
- Sicherer SMTP-Nachrichtenfluss
- zwischen der internen Exchange-Organisation und dem Internet
(eingesetzt als allgemeines SMTP-Gateway, eher selten) - zwischen der internen Exchange-Organisation und Exchange Online als Teil einer Hybrid-Konfiguration (leider selten)
- zwischen der internen Exchange-Organisation und dem Internet
- Transportregeln, Antispam- und Routing-Logik außerhalb des Active Directory-Forests
Der Edge-Transport-Server ist nicht Mitglied der Domäne. Dies gilt gleichermaßen für die interne Active Directory-Domäne, wie auch eine möglicherweise vorhandene Active Directory-DMZ-Domäne.
Stattdessen erhält er ausgewählte Exchange-Daten über den EdgeSync-Mechanismus synchronisiert von internen Postfach-Servern.
Warum gilt die Edge-Rolle oft als „Stiefkind“?
Viele Exchange-Umgebungen verzichten auf die Edge-Transport-Rolle. Dies nicht aus technischen, sondern aus organisatorischen Gründen.
Häufige Gründe für ihre Vernachlässigung:
- „Wir haben doch einen Reverse Proxy oder eine Firewall“
Edge wird häufig mit Security-Tools wie Cisco IronPort, Sophos, FortiMail oder Cloud-Relays verwechselt.
Dabei ersetzt Edge diese Systeme nicht, sondern ergänzt sie. - Zusätzlicher Server in der DMZ
Ein separater Server, der nicht domain-joined ist, wirkt für viele Administrator:innen wie zusätzlicher Verwaltungsaufwand. - Unbekannter Funktionsumfang
Viele Administrator:innen sind sich nicht bewusst, dass die Edge-Transport-Rolle Funktionen bereitstellt, die interne Transport-Rollen nicht abdecken können, z.B. Addressumschreibung. - „Cloud kümmert sich um alles“ – Fehleinschätzung im Hybridbetrieb
In Hybrid-Organisationen wird oft angenommen, Exchange Online Protection (EOP) oder Microsoft 365 sorgen automatisch für ausreichende Sicherheit auf der On-Premises-Seite.
Das ist nicht korrekt.
Vorteile der Edge-Transport-Rolle
Um den Mehrwert der Edge-Transport-Rolle im praktischen Betrieb, insbesondere in hybriden Exchange-Umgebungen, besser zu verstehen, lassen sich ihre Vorteile in drei zentrale Bereiche gliedern: einen klar abgegrenzten Sicherheitslayer, zusätzliche Transport- und Antispam-Funktionalität sowie spezielle Stärken im Hybrid-Nachrichtenfluss.
Harter Sicherheitslayer zwischen Internet und interner Exchange-Infrastruktur
- Keine Domain-Mitgliedschaft, damit geringere Angriffsfläche
- SMTP-Trennung in der DMZ, damit sind interne Server nicht direkt aus dem Internet erreichbar
- Stark eingeschränkte Angriffsoberfläche (nur SMTP + EdgeSync-Port)
Zusätzliche Transport- und Antispam-Features
- Connection Filtering
- Sender/Recipient Filtering
- SAF-Listen (Safe-List-Aggregation)
- Transportregeln speziell für eingehende/ausgehende Nachrichten
- Address-Space-Routing
Vorteile der Edge-Rolle im Hybrid-Betrieb
Vorteil 1 – Stabile und sichere SMTP-Verbindung zu Exchange Online
Der Edge-Server kann als dedizierter Hybrid-Connector-Endpunkt fungieren.
Dies ermöglicht:
- eindeutiges kontrolliertes TLS-Zertifikathandling
- Trennung von internem, Internet- und Cloud-Nachrichtenfluss
- getrennte Protokollierung (Tracing, Logging)
Vorteil 2 – Kontrolle des ausgehenden Nachrichtenflusses
On-Premises-Postfächer, die über Exchange Online senden oder empfangen, profitieren von einer DMZ-Schicht, die:
- Routing kontrolliert (zentralisiert oder dezentral)
- TLS-Anforderungen durchsetzt
- Malware-/Spamprävention vorgelagert übernimmt
Vorteil 3 – Hybrid-Pufferfunktion
Bei Routingproblemen dient der Edge-Server als stabil verfügbare SMTP-Queue für eingehende und ausgehende Nachrichten.
Vorteil 4 – Vereinfachte Firewall-Struktur
Nur Edge benötigt SMTP-In/Out zu Exchange Online. Interne Mailbox-Server bleiben vollständig abgeschirmt, da die TCP-Verbindungen auf dem Edge-Transport-Server terminieren.
Was gehört zu einer vollständigen Edge-Transport-Implementierung?
Eine richtig implementierte Edge-Transport-Rolle umfasst:
Bereitstellung des Servers in der DMZ
- Kein Domain Join
- Minimale TCP-Ports: SMTP (25), EdgeSync (50636)
- Redundante Bereistellung mit mindestens zwei Edge-Transport-Systemen
Einrichtung des EdgeSync
Die vollwertige Edge-Transport-Server Implementierung mit EdgeSync ist entscheidend. Nur so erhält der Edge-Server folgende Topologie- und Konfigurationsinfromationen aus der internen Exchange Organisation:
- Empfänger- und Adressdaten
- Empfängerinformationen (Mail-enabled Benutzer, Gruppen, Kontakte)
- Proxy-Adressen (SMTP-Adressen)
- Akzeptierte Domänen (Accepted Domains)
- Konfigurationsobjekte
- Send Connectors
(für den Nachrichtenfluss ins Internet und zu Partnern) - Remote Domains
(inkl. Einstellungen für Nachrichtenformat, automatische Antworten, Zeichensatz) - Transportregeln
(nur Richtlinien, die für Edge relevant sind) - Antispam-Konfiguration
(z. B. IP-Blocklisten, Inhaltsfilter, Sender-ID, Sender Reputation
- Send Connectors
- Konfigurationsobjekte
- Edge Subscription-Zertifikat
(für die sichere Kommunikation zwischen Edge und Mailbox-Servern)
- Edge Subscription-Zertifikat
Die internen Postfach-Server der abonnierten Active Directory-Site übertragen die Informationen per EdgeSync zur Edge-Transport-Rolle. Dort werden die Daten verschlüsselt in einer AD LDS-Instanz gespeichert. So ist die Edge-Transport-Rolle in der Lage, autark E-Mail-Nachrichten zu verarbeiten.
TLS-Zertifikatskonfiguration
- SMTP TLS-Zertifikat für Internet- und Hybrid-Verbindungen
- Getrennte Zertifikate empfohlen
- Die hybride SMTP-Kommunikation sollte immer ein dedizierte TLS-Zertifikat nutzen
Transport- und Routing-Konfiguration
- Empfangskonnektoren (lokale auf dem Server)
- Sendekonnektoren (aus der internen Exchange Organisation per EdgeSync)
- Akzeptierte Domänen
- Remote Domänen
- Anti-Spam-Agenten
- Optional: Transportregeln
- Optional: Drittanbieter-Software für Anti-Malware und erweitere Anti-Spam-Funktionen
Warum ist ein Verständnis von Active Directory Sites notwendig?
Die korrekte Konfiguration von Active-Directory-Sites ist für den Einsatz von Edge-Transport-Servern in Exchange von zentraler Bedeutung, da sie die Grundlage für Routing, Synchronisierung und Sicherheit bildet. Exchange nutzt die AD-Site-Topologie, um den Nachrichtenfluss zwischen Postfach- und Edge-Transport-Servern zu steuern. Dabei werden Standortinformationen verwendet, um den optimalen Zustellweg für Nachrichten zu bestimmen. Wenn die AD-Sites nicht korrekt definiert sind, kann es zu ineffizientem Routing kommen, was die Performance und Zuverlässigkeit des Systems beeinträchtigt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die EdgeSync-Synchronisierung. Diese repliziert Konfigurations- und Empfängerdaten von Postfach-Servern auf Edge-Transport-Server, jedoch ausschließlich innerhalb derselben AD-Site. Das bedeutet: Wenn die Site-Zuordnung fehlerhaft ist, erhält der Edge-Transport-Server entweder keine Daten oder falsche Konfigurationen. Dies kann dazu führen, dass Sendeconnectoren fehlen, Richtlinien nicht angewendet werden oder die gesamte Edge-Funktionalität gestört wird.
Auch für die Hochverfügbarkeit und Ausfallsicherheit spielt die AD-Site-Topologie eine entscheidende Rolle. Exchange verwendet die Kosten der Site-Links, um den besten Pfad für Nachrichten zu wählen. Eine falsche Konfiguration kann dazu führen, dass Nachrichten über langsame oder teure Netzwerkverbindungen übertragen werden, was die Effizienz und Stabilität des Systems beeinträchtigt.
Nicht zuletzt sind Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen. Edge-Transport-Server befinden sich häufig in einer DMZ und haben keinen direkten Zugriff auf Active Directory. Die korrekte AD-Site-Zuordnung stellt sicher, dass nur autorisierte Postfach-Server Daten synchronisieren. Fehlerhafte Konfigurationen können hier zu Sicherheitslücken führen, die den Schutz sensibler Informationen gefährden.